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Künstler: Ministry Album: Rio grande blood Erscheinungsjahr: 2006 Anspieltipp: The great satan Autor: Markus Seitdem Industrial Dino Al Jourgensen seine Spritze in die Ecke geworfen hat, scheint der Gute vor Arbeitswut überzuschäumen und knallt seiner gierigen Fanschar in kurzen Zeitabständen unentwegt neue Veröffentlichungen um die Ohren. Erst 2004 kam good old Al mit einem großartigen Output seiner Stammformation Ministry daher. „Houses of the mole“ konnte damals einiges an verloren geglaubten Boden wiedergutmachen und viele über die Jahre abhanden gekommene Anhänger zurückgewinnen. Erstmalig gab man den Bittrufen der schreibenden Zunft nach, endlich einen logischen „Psalm 69“ Nachfolger ins Rennen zu schicken und komponierte tonnenweise Tanzflächenfeger mit enormem Wiedererkennungswert. Vorbei waren mit einem Schlag die Zeiten, in denen Ministry vorgeworfen wurde, lediglich durchschnittliche Outputs unters Volk zu bringen und ihrer einstigen Form hinterherzulaufen. Stattdessen überschüttete man die Formation fortan mit Lob und verfasste euphorische Rezensionen; dem vor der Veröffentlichung des oben genannten Meisterwerkes ausgestiegenen Paul Barker trauerte indes niemand mehr nach. Nicht einmal zwei Jahre später holt Al Jourgensen nun zum Parallelschlag aus. Beinahe zeitgleich veröffentlicht er ein neues Album seiner Zweitformation Revolting cocks und steht - was mindestens genauso wichtig ist - mit einer neuen Ministry Langgrille auf der Matte. Zur Verstärkung hat sich Jourgensen dieses Mal Paul Raven (Killing joke) und Tommy Victor (Prong) ins Boot geholt. Gemeinsam haben sich die Industrial Veteranen zur Aufgabe gemacht, ihrem Lieblingsfeind George W. Bush eine musikalische Abfuhr zu verpassen. Und diese hat sich, wie schon das grandios sarkastische Coverartwork erahnen lässt, eindeutig gewaschen. Ministry klingen heuer aggressiver, entschlossener und angepisster denn je. Der bereits auf „Houses of the mole" vollzogene Schritt zurück zu den bandeigenen Wurzeln wurde konsequent weiterverfolgt, der Härtegrad nochmals nach oben geschraubt und der schon extrem politische Kurs des Vorgängerwerkes auf ein neues Level gehievt. Angereichert mit genial in Szene gesetzten Sprachsamples von Hassfigur George W. Bush knallen die zehn betont rifflastigen Kompositionen monströs und einschüchternd aus den Boxen der eigenen Stereoanlage. „I am a weapon of mass destruction, I am a brutal dictator, I am the evil!“ oder auch „I am an asshole!“ gibt der mächtigste Mann der Welt bereits im Opener und Titeltrack des neuesten Ministry Outputs zum Besten, was mit Sicherheit für den ein oder anderen gehässigen Lachkrampf beim Zuhörer sorgen dürfte. Auf „Rio grande blood“ gibt es derweil ausschließlich Hits zu hören. Egal ob man sich das brachiale „Senor Peligro“ zu Gemühte führt, dem etwas an „Jesus built my hotrod“ erinnernde Überreißer „LiesLiesLies“ lauscht oder sich das mit Gastvocals von Jello Biafra versehene „Ass clown“ einverleibt, hier überzeugt einfach jede einzelne Komposition, was auch die Grammy Nominierung für das prächtige Stück „The great satan“ beweist. Ministry holzen sich in bester „Psalm 69“ oder „The mind is a terrible thing to taste“ Manier durch ein 51minütiges Feuerwerk der Extraklasse und dürften anno 2006 selbst den allerletzten Kritiker verstummen lassen. Vor allem Neuzugang Tommy Victor muss als absolute Bereichung für die Band angesehen werden, zumal sein ungeheuer wuchtig daherkommendes Gitarrenspiel den Sound der Formation in nie gekannte Härteregionen bugsiert. „Rio grande blood“ stellt ohne Frage ein absolutes Highlight im illustren Backkatalog des Ministeriums dar und sollte daher ausschließlich in ohrenbetäubender Lautstärke eingenommen werden. Auch nach einem Vierteljahrhundert Bandgeschichte ist hier von Abnutzungserscheinungen keine Spur.
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